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• Die Stunde des « Jeudi Noir » |
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• Wiedersehen der Teilnehmer am Marsch von Gaza |
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• Krieg in Afghanistan und Meinungsfreiheit |
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• Jerusalem-Gaza-Konzert |
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Die Stunde des « Jeudi Noir » |
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Der «Schwarze Donnerstag» ist der Name des Studentenkollektivs, dessen Mitglieder die Wohnungsnot am eigenen Leibe erfahren. Im Oktober des vergangenen Jahres haben etwa dreissig Studenten an der berühmten Place des Vosges ein herrschaftliches Stadthaus besetzt. Das Gebäude stand seit einem halben Jahrhundert leer! |
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Das Gericht verurteilt sie zu einer hohen Strafe. Sie müssen damit rechnen, dass sie aus dem Haus vertrieben werden. Sofort wird eine Pressekonferenz einberufen. Im Innenhof des besetzten Hauses findet sich eine Meute von Journalisten, Fotografen, Kameraleuten ein. |
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Zwei Studenten berichten über den Prozess. Sie werden Berufung einlegen und wollen nicht weichen. Denn sie wissen nicht, wohin sie gehen sollen, und möchten das Studienjahr zu Ende bringen, ohne gezwungen zu sein, um eine Bleibe zu kämpfen. «Wir fügen niemandem Schaden zu. Unsere Anwesenheit ändert nichts, weder für das Quartier noch für den Besitzer. Wir werden jeden Monat die verlangte Miete bezahlen.» |
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Man gibt mir gleich das Wort: «Diese Studenten kämpfen im Namen von Millionen von Obdachlosen und in prekären Verhältnissen untergebrachten Leuten. Weil der Staat das Requisitionsgesetz nicht anwendet, haben sie die Sache selber in die Hand genommen und eine Beschlagnahmung durch den Bürger durchgeführt. Sie tun das, was der Staat nicht tut. Sie führen einen gerechten Kampf und gereichen der Gesellschaft zur Ehre.» |
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Der «Jeudi Noir» kündigt eine Nacht der Solidarität an. Um neun Uhr abends will ich mit einem Bekannten, der auf der Durchreise ist, an der Veranstaltung teilnehmen. Der Innenhof ist voll von jungen Leuten. Was für eine Stimmung! Zusammen sein, miteinander reden – alle freuen sich. Mitten im Hof brennt ein grosses Feuer, an dem Würste gebraten werden. Es gibt Glühwein zu trinken. – Wenn es nicht so kalt gewesen wäre, wäre ich bis spät in die Nacht dort geblieben! |
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Wiedersehen der Teilnehmer am Marsch von Gaza |
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Das, was wir während der Solidaritätsaktion auf dem Trottoir vor der französischen Botschaft in Kairo zusammen erlebten, hatte uns so zusammengeschweisst, dass wir das Wiedersehen in Paris herbeisehnten. Die entstandenen Freundschaften riefen geradezu nach einem Treffen. – Wie meistens hatten die Frauen ein köstliches Couscousgericht zubereitet, etwas, was wir auf dem Kairoer Trottoir nicht bekommen hatten. |
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Es lagen Informationsblätter auf mit den verschiedenen Aktionen zum Boykott Israels. Eine Aktion reiht sich an die andere. In Paris musste das Grand Hotel Continental eine israelische Tourismus-Messe absagen. An der Luftfahrtmesse in Le Bourget haben Aktivisten während des Besuchs von Präsident Sarkozy vor dem Stand der israelischen Drohnen protestiert. Anlässlich der Generalversammlung des Unternehmens Veolia geriet dessen Generaldirektor in arge Verlegenheit, als es um das Strassenbahnprojekt zwischen Jerusalem und den besetzten Gebieten im Jordanland ging. Aktivisten hatten die Aktionäre auf diese Siedler-Bahn aufmerksam gemacht. Im Gefängnis von Fresnes haben politische Gefangene, Basken, die von der Kantine angebotenen Produkte aus Israel boykottiert. Ein Abgeordneter und Bürgermeister einer Vorstadt von Paris hat den israelischen Botschafter zum Abendessen eingeladen; zuvor fand eine Begegnung mit dem Gemeinderat statt. Vor dem Rathaus warteten etwa hundert Aktivisten auf den Botschafter, der sich noch lange daran erinnern wird. |
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Die Präsidentin der Organisation sprach kurz über den Prozess, der soeben in Bordeaux zu Ende gegangen war. Der Prozess war von der Kaufhauskette «Carrefour» gegen eine Aktivistin angestrengt worden. Es ging um den Boykott israelischer Produkte. In diesem Zusammenhang fanden gleichentags Protestaktionen in den «Carrefours» sechs grosser französischer Städte sowie in Rom und Brüssel statt. |
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Für den Valentinstag ist auch eine Aktion geplant. Es wird daran erinnert, dass die Blumen oft aus den illegal gebauten Siedlungen auf palästinensischem Gebiet stammen, wo die Bewohner vertrieben worden waren. Auf den Etiketten steht «Made in Holland». An den grossen Blumen-Verkaufsstellen wird auf kleinen Plakaten zu lesen sein: «Mit Blumen der Lüge sagt man nicht ich liebe dich». |
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Vor den Schulferien werden an den Ausfahrten der Ile de France Trakte an die Autofahrer abgegeben werden, um sie über den Boykott zu informieren. |
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Das Engagement der Leute ist bemerkenswert. Die Gaza-Marsch-Teilnehmer halten den Kurs. |
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Krieg in Afghanistan und Meinungsfreiheit |
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Die Präsidentin einer Vereinigung, der ich nahestehe, musste sich wegen einer Anklage des Verteidigungsministeriums vor Gericht verantworten. Es ist natürlich schon so, dass sie kein Blatt vor den Mund nimmt! Sie übt beissende Kritik am Krieg in Afghanistan. |
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Sie erinnerte daran, dass man warten musste, bis französische Soldaten gefallen waren, bevor die Presse endlich ihr Schweigen brach. Sie sprach Klartext: «Das afghanische Volk erträgt die militärische Besetzung seines Landes je länger, je weniger. Müssen weitere Angriffe aus dem Hinterhalt abgewartet werden, bis die öffentliche Meinung gegen diesen schmutzigen Krieg mobilisiert wird? Die Piloten in unseren Mirages bringen den Tod, ohne Risiken einzugehen… Das Chaos wird noch grösser, die Waffenindustrie läuft…» |
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Das Gericht ordnete ihre Freilassung an: «Die Präsidentin hat in ihren Äusserungen die Grenzen der Meinungsfreiheit nicht überschritten. Diese Aussagen sind als Teil einer Diskussion von allgemeinem Interesse über das militärische Engagement Frankreichs in Afghanistan legitim.» |
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Der Verteidigungsminister rekurrierte gegen das Urteil. Ich begleitete die Frau zum Gericht. Ihr Anwalt flüsterte mir zu: «Gut, dass Sie da sind.» |
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Es waren auch engagierte Gesinnungsgenossen gekommen, um die Präsidentin zu unterstützen. Diese redete mit Überzeugung. Aber es war kein einziger Reporter zugegen! Der Anwalt betonte, es gebe keine militärische Lösung in diesem Konflikt. |
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Heute wird der Dialog mit den Taliban gefordert. Die Franzosen sind dagegen, dass Soldaten nach Afghanistan geschickt werden. Es ist eine Debatte, die alle betrifft und die ohne Meinungsfreiheit nicht geführt werden kann. |
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Der Staatsanwalt sprach lange über das beleidigende Unrecht, das den Angehörigen der französischen Armee widerfahren war, und forderte eine Busse von 3000 Euro. Das Urteil wurde zur Beratung gestellt. |
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Jerusalem-Gaza-Konzert |
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Es kommt selten vor, dass ich ein Konzert besuche, aber ich erhielt eine herzliche Einladung eines befreundeten Organisators: «Jüdische und arabische Musiker laden zu einer ausserordentlichen Veranstaltung, zu einem Solidaritätsabend ein.» Es fand im alten Stadtteil von Paris statt, in einem Kellerlokal mit einem Gewölbe aus schön gehauenen Steinen. Die Zuhörer waren begeistert vom Talent der Musikanten und Sänger. |
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Besonders gefiel mir ein Gedicht von Mahmoud Darwich, dem grossen palästinensischen Dichter, dessen Hauptanliegen der Friede und die Gerechtigkeit sind und der den Schmerz des Exils besingt. Der Titel des Gedichts: «Belagerungsgzustand». Es geht um die Belagerung von Ramallah. Der Zuhörer kann das Leiden Palästinas nachempfinden. Die begleitende Violine verlieh den schön vorgetragenen Versen zusätzliche Tiefe. |
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«Hier am Abhang der Hügel, im Angesicht der Abenddämmerung und der dahineilenden Zeit,
Neben den Gärten der gebrochenen Schatten,
Tun wir das, was alle Gefangenen machen,
Was die Arbeitslosen machen:
Wir warten und hoffen.
Ein Land, das sich für die Morgendämmerung bereitet. Unser Verstand nimmt ab,
Denn wir erhoffen uns die Stunde des Sieges:
Kein Wort in unserer Nacht, vom Bombenfeuer erleuchtet.
Unsere Feinde wachen; unsere Feinde zünden für uns das Licht an
In der Dunkelheit der Keller…» |
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Ich unterhielt mich mit einem Musiker, der sich regelmässig zum Gefängnis von Fresnes begibt, um den Insassen Musikunterricht zu erteilen. Die Musik ist eine Sprache, die Grenzen überschreitet, die unsere Kommunikation ermöglicht – und manchmal auch die Kommunion. |
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